Experteninterview mit Gunther Lamparter

 

Teil drei meiner dreiteiligen Interviewreihe zum Thema Interim-Management. Ich sprach mit Gunther Lamparter aus Melsungen. Nach erfolgreicher Konzernkarriere begann er erst kürzlich, als Interim-Manager zu agieren.

  • Am Anfang muss man dranbleiben und braucht gesunde Selbstmotivation.
  • Die Branche ist sehr fragmentiert.
  • Ich möchte anbieten, was mir liegt und meine erfolgreiche Laufbahn ausmacht.

Herr Lamparter, Sie haben eine durchaus sehr beachtliche Karriere im Markt der Medizintechnik und im Pharmabereich absolviert, sind bei namhaften Unternehmen in hohen Führungsebenen tätig gewesen, und nun schlagen Sie seit ein paar Monaten ganz neue Wurzeln. Sie bieten Ihre Leistungen und Ihre Erfahrungen als Interim-Manager und Berater an. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Schon immer hat mich die Neugier nach den nächsten Themen und Projekten angetrieben. Wenn man schon so lange wie ich als CEO, CSO, Bereichsleiter und Aufsichtsrat arbeitet, muss nicht zwangsweise der nächste Schritt noch höher sein. Vielmehr interessiert mich die Breite und vor allem die Abwechslung! Und dies nicht nur in meiner Kernbranche, sondern auch in andere Branchen. In dieser Breite mein Wissen auf Zeit gesamthaft einzubringen, in einem zeitlich begrenzten Rahmen, war die Motivation, mich als Interim-Manager selbstständig zu machen.

Zur Person

Es wäre schön, wenn sie selbst ein paar Worte zu Ihrer Person und ihrem Werdegang sagen könnten. Wer sind Sie, und welche Fähigkeiten bringen Sie mit?

Wie bereits gesagt, bin ich kein Mensch für die Routine und ständige Wiederholung. So kam es, dass ich in den verschiedenen Firmen immer mehrere und unterschiedliche Positionen innehatte und auch konsequent die Firmen nach ca. zehn Jahren gewechselt habe, um den nächsten Schritt zu gehen. Allerdings immer mit Respekt und Rücksicht auf unsere familiäre Situation. So haben wir geografisch Deutschland vom Süden in den Norden und zurück in den Süden und nun in der Mitte als Familie kennen und schätzen gelernt. Wichtig dabei war, sich immer wieder auf neue Gegebenheiten und Umstände einzustellen, diese anzunehmen und neue Wege zu gehen.

Interim-Management

Mich interessiert, wie Sie sich dem Markt des Interim-Managers annähern. Worauf konzentrieren Sie sich im Moment, und was reizt Sie an dieser „neuen“ Ausrichtung?

Den Interim-Manager-Markt habe ich über einen meiner Coaching-Ausbilder kennengelernt und wusste so bereits in der Theorie Bescheid, bevor ich wirklich persönlich aktiv wurde und bei den entsprechenden Agenturen das Listungsverfahren gestartet habe. Der erste Schritt ist also, so viele Kontaktpunkte zu schaffen wie möglich, aber mit einem auf mich sehr spezifischen Angebot: Executive-Level mit Schwerpunkt Strategie, Unternehmensentwicklung, Transformation und Personalmanagement. Also das, was mir liegt und meine erfolgreiche Laufbahn ausgemacht hat.

Der Einstieg als Interim-Manager wird von vielen Berufskollegen als recht schwierig beschrieben. Obwohl Interim-Managerinnen und -Manager viel Erfahrung und Know-how mitbringen, müssen sie sich in der neuen Tätigkeit auch wieder neu finden. Welche Erfahrungen haben Sie in den vergangenen Monaten gemacht? Gab es besonders große Herausforderungen in der Startphase trotz Ihrer herausragenden Expertise?

Den Einstieg würde ich nicht als schwierig bezeichnen, eher als vielschichtig. Dies ist aber auch nicht anders als in meinen vorherigen Positionen. Da helfen eine gute Kenntnis des Prozesses in die Selbstständigkeit und ein klarer Plan für die einzelnen und nächsten Schritte. Wie so oft dauert dann aber doch der eine oder andere Schritt länger als erwartet, dafür öffnen sich auf der anderen Seite auch wieder Türen unerwartet und schneller als gedacht. Wichtig war das Dranbleiben, eine gesunde Portion Selbstmotivation und am Ende jeder Woche auf das Erreichte schauen und die nächsten To-dos planen. Ein richtiges Projekt eben.

Der Markt

Wie nehmen Sie den Interim-Management-Markt wahr? Haben Sie Interim-Managerinnen und -Manager in den Unternehmen, in denen Sie tätig waren, eingesetzt? Tauschen Sie sich mit „neuen“ Berufskollegen aus?

Der erste Eindruck, den ich gewinnen konnte, war zum einen die große Hilfsbereitschaft gegenüber dem Newcomer: „Was sind die Schritte, um ins System zu kommen?“ Einmal angelangt, nehme ich viele einzelne Individuen war, bedacht, ihren Vorteil zu platzieren, um den Auftrag zu gewinnen. Mal sehen, wie sich die nächsten Monate entwickeln und was dann mein Fazit zu dieser Frage wäre.

In den Firmen, in denen ich bisher gearbeitet habe, wurden selbstverständlich Interim-Managereingesetzt. Sowohl auf operativer Expertenebene als auch in leitenden Funktionen.

Welche Vertriebswege werden Sie gehen, um Ihre Aufträge zu generieren? Werden Sie auch auf Interim-Provider zurückgreifen?

Am Ende wird eine klare persönliche Positionierung und ein gesunder Marketingmix den erwünschten Erfolg bringen: selbstbestimmte Eigenakquisition, Mund zu Mund Propaganda, Einbeziehung der persönlichen Netzwerke und natürlich die Interim-Provider.

Perspektiven

Herr Lamparter, meine letzte beziehungsweise vorletzte Frage widmet sich der Zukunft und Ihren persönlichen Perspektiven. Wohin schauen Sie, und welche Perspektiven sehen sie für sich, aber auch die Interim-Manager im Allgemeinen?

Im Allgemeinen nehme ich einen wachsenden Bedarf wahr. Für mich stellt sich jedoch die Frage nach strukturierten Vermarktungskanälen. Derzeit ist meiner Meinung nach nicht gewährleistet, dass ein Bedarf auch den dafür am besten geeigneten Interim-Manager findet und trifft. Dafür ist die Branche zu fragmentiert.

Mein Konzept aus Interim-Management, Coaching und Mentoring habe ich in diversen Gesprächen evaluiert und für ansprechend und nachgefragt wahrgenommen. Daher habe ich keine Bedenken, dass sich der Erfolg einstellen wird, den ich mir vorstelle.

Gibt es ein schönes Zitat oder Gedanken, den Sie an das Ende unseres Interviews stellen möchten?

Frau Hebel, ja, es gibt so einen Gedanken, den ich versuche, jeden Tag aufs Neue zu leben: Dinge zu verändern braucht die Bereitschaft, sich selbst zu verändern. Nur so bin ich glaubhaft und authentisch.

 

Foto: Gunther Lamparter