Unternehmen in der Krise: Wie Manager den Notstand erkennen und richtig handeln

 

Die dritte Coronawelle und der anhaltende Lockdown machen im Moment vielen Unternehmen große Sorgen. Die massiven wirtschaftlichen Belastungen für Unternehmen, die sich aus den weltweiten Pandemiemaßnahmen ergeben, sind nicht von der Hand zu weisen. Viele Unternehmen stehen vor bedrohlichen Herausforderungen.

Uns beschäftigt im Moment ein Fall, der jedoch nicht durch die Pandemie in eine Unternehmenskrise geraten ist. So veranlasste uns dieser Artikel zum genaueren Hinschauen, denn Unternehmenskrisen gibt es natürlich nach wie vor auch aus vielen anderen Gründen.

Unternehmenskrisen entstehen in der Regel nicht von heute auf morgen. Sie lassen sich oft schon frühzeitig erkennen und beheben.

 

Was ist eine Unternehmenskrise? 

Als Unternehmenskrise bezeichnet man eine zeitlich begrenzte, ungeplante und ungewollte Situation, in der die Funktionsfähigkeit und Stabilität eines Unternehmens beeinträchtigt ist.

Die Folge ist die Gefährdung des Fortbestehens des gesamten Unternehmens oder eines wesentlichen Geschäftsbereichs. Es kann die Insolvenz drohen.

Unternehmen durchlaufen in ihrem Lebenszyklus etwa drei kritische Phasen, in denen sie grundsätzlich am krisenanfälligsten sind. Das erste Mal nach ihrer Gründung, später dann in der Wachstumsphase und am Ende bei der Lösung der Unternehmensnachfolge.

Grundsätzlich gilt es, Unternehmenskrisen vorzubeugen und sie zu bewältigen. Dies kann man als vierte kritische Phase im Lebenszyklus eines Unternehmens ansehen. Sie ist sicherlich die härteste Herausforderung.

 

Was können Gründe sein?

Krisenursachen können endogen oder exogen begründet sein, also im Einflussbereich des Unternehmens liegen oder eben nicht. Nimmt man unsere aktuelle Pandemie, spricht man von einem exogenen Schock, da es sich um ein gesamtwirtschaftliches Problem handelt, welches unerwartet eingetreten ist und nicht kalkulierbar war.

Endogene, also im Einflussbereich des Unternehmens liegende Ursachen sind dagegen auf unternehmerische Fehlentwicklungen zurückzuführen. Sie verlaufen i. d. R nach bestimmten Phasen und Mustern und können daher oft schon frühzeitig erkannt und verhindert werden. 

Endogene und exogene Faktoren lassen sich auch nur schwer voneinander trennen. Sie bilden vermutlich gemeinsam die zwei Elemente individueller Krisenverursachung, die mit jeweils unterschiedlichen Anteilen zu überlebenskritischen Prozessen der Unternehmung beitragen.

Die häufigsten endogenen Krisenursachen sind Führungsfehler und eine unzureichende Eigenkapitalausstattung. Führungsfehler sind die zentralsten insolvenzverursachenden Faktoren. Neben Mängeln in der kurzfristigen Planung und Kontrolle, sind fehlende oder wenig effiziente strategische Planungen oft die Ursache für Unternehmenskrisen.

Eine zu geringe Eigenkapitalausstattung bedeutet ein zu geringes Polster für Krisen, der Verschuldungsdruck steigt.

  

Wie verlaufen Krisen?

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass je frühzeitiger eine Unternehmenskrise erkannt wird und der Unternehmer reagiert, umso eher ist sie abwendbar.

Oft entwickelt sich eine Unternehmenskrise, weil der Unternehmer die Steuerung und Kontrolle seines Unternehmens und der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen vernachlässigt oder falsch implementiert hat.

Am Anfang einer Krise steht ein potenzielles Risiko. Es ist latent eigentlich immer vorhanden, zeigt aber noch keine Unternehmenskrise an. Durch das Kennen möglicher Unternehmensrisiken, z.B. durch eine SWOT-Analyse und eine darauf aufbauende Strategie bzw. einem Maßnahmenplan für den Fall des Eintritts leistet man von Anfang an bereits einen guten Beitrag zur Prävention. Für ein Unternehmen, welches sich bereits in der Krise befindet, ist es hier oft lediglich wichtig zu wissen, wo und wann die Krisenursache ihren Ursprung nahm.

Dem potenziellen Risiko folgt das latente Risiko. An dieser Stelle ist das Risiko bereits verdeckt vorhanden und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit bald zu einer Unternehmenskrise führen. Wer durch gute strategische Methoden die Frühwahrnehmung leisten kann, hat an dieser Stelle noch viele Handlungsoptionen, die Krise abzuwenden.

Wer jedoch bereits einen Hilferuf absetzt, wird sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bereits in der akuten Krisensituation befinden. Man unterscheidet hier zwischen der akuten, aber beherrschbaren und der nicht mehr beherrschbaren Krisensituation.

Bei der akuten noch beherrschbaren Krisensituation findet bereits eine destruktive Wirkung auf das betroffene Unternehmen statt. Die Intensität dieses Drucks steigt und erhöht den Zeit- und Handlungsdruck. In dieser Phase werden bereits große Kräfte der Unternehmung benötigt und Reserven verzerrt, um die Krise zu bewältigen. An dieser Stelle ist jedoch noch Potenzial zur Beseitigung der Krise vorhanden.

Gelingt die Abwendung der akuten Krise nicht, beginnt die letzte Krisenetappe, die nicht mehr beherrschbare Krisensituation. In dieser Phase übersteigen die Krisenbewältigungsanforderungen das verfügbare Krisenbewältigungspotenzial und die Krise wird zur Katastrophe für das betroffene Unternehmen. Es gibt kaum noch Handlungsmöglichkeiten, extremen Zeitdruck und keinen Ausweg mehr. Oftmals ist die Insolvenz ist nicht mehr vermeidbar.

Unternehmer unterliegen hier einer sehr hohen Haftungsgefahr, denn bereits „kleinere“ Vergehen können deliktische Tatbestände sein. Wer bei Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung z.B. nicht reagiert und eine Insolvenz verschleppt, bewegt sich im strafrechtlichen Raum.

 

Hilfe von außen

Steckt ihr Unternehmen in einer Krise, egal aus welchem Grund, ist immer Handlungsbedarf geboten. Wir raten Unternehmern in dieser Situation auf keinen Fall zu warten, sondern zu reagieren, entweder selbst oder auch mit externer Hilfe. In den allerwenigsten Fällen löst sich eine Unternehmenskrise von allein und umso früher sie die Krise kennen und beheben wollen, umso mehr Möglichkeiten haben sie.

Wird ein externer Sanierer, auch CRO (Chief Restructuring Officer) genannt, eingebunden, geht dieser nach einem sehr strukturierten Vorgehen vor. Nach der genauen Feststellung der Ausgangslage, findet er gemeinsam mit dem Unternehmen die Ursachen und ordnet die Krise einem Krisenstadium zu. Hier unterscheidet man anhand der Ausgangslage sechs verschiedene aufeinander aufbauende Krisenstadien: die Stakeholderkrise, die Strategiekrise, die Produkt- und Absatzkrise, die Erfolgskrise, die Liquidationskrise und am Ende die Insolvenzlage. Sie bestimmen im weiteren Verlauf die Arbeit bei der Sanierung. Wird ein Sanierungskonzept benötigt, ist eine strenge Vorgehensweise durch den IDW S 6 Standard vorgegeben. Je weiter die Krise fortgeschritten ist, um so detaillierter muss der Sanierer vorgehen. „Das jeweilige Krisenstadium bestimmt also die Inhalte und den jeweils gebotenen Detaillierungsgrad eines Sanierungskonzeptes. Liegt bspw. eine Liquiditätskrise vor, ist der Fokus in einem ersten Schritt auf die kurzfristige Sicherstellung der Liquidität zu richten (z.B. Überbrückungskredit). In einem weiteren Schritt sind die vorgelagerten Krisenursachen zu beseitigen. Liegt hingegen lediglich eine Strategiekrise vor, treten Finanzierungsmaßnahmen in den Hintergrund“, so beschreibt es der IDW S6.

Für unseren beschriebenen Praxisfall war die Krisensituation akut, jedoch beherrschbar. Die Datenlage des Unternehmens war sehr gut, jedoch nutzte der Unternehmer sie nicht ausreichend und steckte bereits in der Liquiditätskrise. In der Regel überlagern sich oft gleichzeitig mehrere Stadien, so auch in unserem Praxisfall. Mit der Hilfe von außen konnte relativ schnell ein sehr nutzenbringendes Ergebnis für das Unternehmen geliefert werden. So hatte sich in unserem Praxisfall u.a. das Unternehmen am strategischen Wandel überhoben und seine Transformation nicht ausreichend durchfinanziert. Die Situation ließ sich mit der gewonnenen Transparenz neu bewerten und Lösungen ableiten, die schnell und effektiv aus der Schieflage helfen.  

 

Fazit

Die aktuelle Lage vieler Unternehmen ist durchaus kritisch, aber nicht immer aussichtslos. Unternehmenskrisen sind vielfältig, verlaufen jedoch nach wiederkehrenden Mustern. Viele Unternehmen reagieren in Krisensituationen viel zu spät und hoffen sehr lange auf eine sich selbst lösende Situation. Unternehmenskrisen werden in der Regel allerdings mit fortschreitender Zeit akuter und dringlicher und können am Ende sogar zu immensen persönlichen Haftungsrisiken führen. Krisen entstehen nie von heute auf morgen und sind somit beherrschbar. Wer allein nicht weiter kommt, sollte externe Hilfe dazu nehmen. Auf die Sanierung spezialisierte Manager arbeiten fundiert, strukturiert, effektiv und auch vor allem objektiv. Sie kennen die Rechtslage und haben Erfahrung.

Weiterhin raten wir Unternehmen in der aktuellen Krise, den geschaffenen Spielraum der Corona-Neuregelungen bei Überschuldung nicht „auszunutzen“. Das Thema wird in Zukunft u. E. mehr geahndet.

 

Quellen:

Wikimedia Foundation Inc.

Für-Gründer.de GmbH

Springer Gabler | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

IDW Verlag GmbH

 

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