Interim Manager für die Digitale Transformation

Den enormen Digitalisierungsprozess durchlaufen wir im Moment alle intensiv, hautnah und persönlich aber auch vor allem in den Unternehmen, denn durch die Coronakrise hat der Digitale Wandel Fahrt aufgenommen.
Die Digitale Transformation
Der Begriff der Digitalisierung wird oft noch falsch verstanden und lässt sich unterteilen in die Digitalisation (engl. Digitization), Digitalisierung (engl. Digitalization) und die Digitale Transformation.
Digitalisation beschreibt den Übergang von analogen Informationen oder Abläufen zu digitalen Daten.
Digitalisierung ist die Anwendung der gewonnen digitalen Daten, z. B. die Optimierung interner Prozesse und die Vernetzung untereinander.
Digitale Transformation beschreibt die durch technische Entwicklungen geänderten Ansprüche und Erwartungshaltungen von Menschen. Neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle entstehen.
Die Digitale Transformation ist damit ein fortlaufender Veränderungsprozess, der in digitalen Technologien begründet ist und erheblich Einfluss auf unser Leben und unser Arbeiten nimmt. Es werden drei Dimensionen unterschieden: die Leistungserstellung, das Leistungsangebot und die Kundeninteraktion. Sind die Veränderungen sehr plötzlich, spricht man von Disruption.
Treiber der Digitalen Transformationen sind vor allem die Konsumenteninteressen und innovative Start-ups, aber auch Forschungsergebnisse und Staatshandeln bestimmen den Wandel mit.
Die Digitale Transformation basiert auf digitaler Infrastruktur (Hardware) und digitalen Technologien (Software, Apps usw.), sowie die auf den digitalen Technologien basierenden Verwertungspotentialen, z.B. Digitale Geschäftsmodelle. Sie entstehen i.d.R. kurzfristig und haben sehr geringe Markteintrittsschwellen, können aber genauso schnell wieder obsolet und mit enormen Entwicklungskosten verbunden sein.
Auf dem Weg zur digitalen Wirtschaft und Gesellschaft ist in Deutschland noch allerhand zu tun. Auf Basis des Digital Economy and Society Index ("DESI"), der von der EU-Kommission seit 2014 jährlich veröffentlicht wird, liegt Deutschland nur leicht über dem EU-Schnitt und erreicht nur eine verhältnismäßig schwache Bewertung bei der Digitalisierung von Unternehmen. Bewertet werden die Länder u.a. in Sachen Konnektivität, Internetnutzung und Integration digitaler Technologien. Während die Skandinavier an der Spitze des digitalen Fortschritts stehen, erzielt Deutschland hingegen nur 54,4 von 100 Gesamtpunkten und liegt damit auf Platz 12 von 28 EU-Ländern. Das finden wir wenig und nachholbedürftig.
Wie können Interim Manager den enormen Wandel unterstützen und vorantreiben?
Für viele Deutsche Unternehmen besteht Handlungsbedarf und so stehen Unternehmen vor der Frage, wie sie den neuen Anforderungen gerecht werden können.
Frischer Wind und die Kompetenz von außen können hier intensiv helfen. Die oft vorherrschenden firmeninternen Ablehnungen gegenüber Veränderungen, lassen sich durch Unterstützer von außen oft sehr viel leichter überwinden. Egal an welchem Punkt der Digitalisierung ein Unternehmen steht, die Hilfe von außen bringt Motivation, Kraft und neue Sichtweisen.
Ein externer Manager kann Chancen aufzeigen, neue Methoden, wie „Lean Start-up“ oder „Design Thinking“ etablieren und ein Umdenken einleiten und begleiten. Durch seine Unterstützung lässt sich agiles Denken und Handeln angemessen etablieren, ohne die Mitarbeiter zu überfordern.
Die Digitale Transformation in Unternehmen ist sehr vielschichtig und muss auf allen Ebenen neu gelebt werden. Diese notwendigen Veränderungen lassen sich sehr schwer aus dem innen heraus selbst entwickeln und so kann ein erfahrener Interim Manager als Katalysator, Motivator und Lotse die Transformation begleiten und an der Stelle helfen, wo intern die größten Handlungsbedarfe sind. Auch hilft sein Blick auf das gesamte Unternehmen, um Insellösungen zu vermeiden.
Anforderungen an den Interim Manager
Wichtig ist, dass neben herkömmlichen Anforderungen an den Interim Manager natürlich auch vor allem neue Kompetenzen gefragt sind. Ein Interim Manager mit digitaler Beratungskompetenz wird mehr denn je als Change-Manager verstanden. Diese Kompetenz wird noch wichtiger, da sich die klassischen Strukturen in Unternehmen mehr und mehr zu einer Projektorganisation entwickeln. Einzelne Abteilungen werden interdisziplinärer und sind nicht mehr klar voneinander zu trennen.
Da ein hoher Anspruch an die Einbindung aller Beteiligten vorliegt, sollte der Interim Manager exzellente Kommunikationsstärken und eine hohe emotionale Intelligenz mitbringen. Er wird an vielen Stellen gefordert sein, die Mitarbeiter in agile Projektorganisationen einzubinden. Neben diesem Feingefühl für die Stakeholder-Einbindung bleibt es aber vor allem wichtig, ein tiefgreifendes Verständnis für beide Arbeitswelten mitzubringen, die analoge und die digitale.
Eine technische Affinität und die Bereitschaft zu „lebenslangem“ Lernen sind weiterhin Eigenschaften, die den Interim Manager ausmachen, auch muss er digitale Erfahrung nachweisen können.
Was ist Digitale IM-Leistung?
Digitalisierung in Unternehmen ist komplex und weitläufig und erfordert ein dauerhaftes Umdenken in Prozessen, Abläufen, aber auch in Leistungen, Produkten, sowie Arbeits- und Denkweisen. Der Kunde eines Unternehmens wird nachhaltig zum Mittelpunkt aller Handlungen.
Der Interim Manager legt seinen Fokus auf alle 3 Digitalisierungsstufen. Weiterhin wird es in der Regel darum gehen, digitale Innovationen und neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Ein zusätzlicher großer Schwerpunkt wird er auf die agile Organisationsentwicklung legen. Mit seiner Hilfe kann man sich ebenfalls einen Überblick über die Risiken und Chancen der Digitalen Transformation verschaffen.
Die größte Herausforderung für den Digitalisierungsprozess mit Hilfe des Interim Manager wird darin liegen, die Wechselwirkungen zwischen der Entwicklung digitaler Technologien und Plattformen, Kundenverhalten in digitalen Märkten und die eigene Unternehmensentwicklung ganzheitlich zu erfassen.
Die Arbeit beginnt in der Regel mit der Bestimmung eines gemeinsamen Verständnisses dafür, worauf der Fokus gelegt werden soll und was die Vision und die Ziele des Unternehmens diesbezüglich sind. Es lässt sich daraus ein gemeinsames Vorgehen entwickeln.
Die Handlungsfelder der Digitalen Transformation lassen sich in eine interne, also wertschöpfende und eine externe, also kundennutzenorientierte Ausrichtung unterteilen.
Die externe Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse führt zum Handlungsfeld Produkte/ Leistungen. Herausforderungen sind hier die eigenen Produkte mit der digitalen Welt zu verknüpfen und auch seine Produkte, um neue Serviceleistungen zu ergänzen, um daraus völlig neue Geschäftsmodelle zu modellieren. Der Interim Manager kann diese Prozesse einleiten und begleiten.
Bei der internen Ausrichtung geht der Fokus auf die Digitalisierung aller internen Prozesse, also die Produktion und die gesamte Unternehmensorganisation. Hierzu gehören auch der interne Kulturwandel und das Thema New Work.
Der Interim Manager wird in seiner Vorgehensweise die interne Digitalisierung, also die Prozessoptimierung als erstes anregen. Erst im zweiten Schritt wird er mit seinem Kunden an der Digitalisierung der Produkte und Leistungen arbeiten. Die Digitalisierung des Geschäftsmodells eignet sich als letzter Schritt. Diese Veränderungen machen als spätere Iterationen Sinn, wenn schon erste Digitalisierungserfahrungen gemacht wurden.
Für den gesamten Transformationsprozess ist es für den Interim Manager von Anfang an wichtig, die Mitarbeiter ausreichend miteinzubinden. Es sollten Projektverantwortliche bestimmt und Projektteams gebildet werden. Der Interim Manager wird den Prozess des Um- und Neudenkens nur für eine begrenzte Zeit begleiten und dem Unternehmen bis dahin so viel Werkzeug, Zutrauen und neue Kompetenzen mit auf den Weg geben, dass er als Beschleuniger der Digitalen Transformation gesehen werden kann.
Vorteile für Unternehmen
Für die allermeisten Unternehmen wird es schwer, die Digitalisierung mit den eigenen Ressourcen zu stemmen. Eine große Chance für Unternehmen liegt daher in der Möglichkeit, Externes Know-how nutzen zu können. Die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern ermöglicht einen schnellen und flexiblen Rückgriff auf umfassendes Wissen, um schnell auf Entwicklungen reagieren zu können.
Jedes Unternehmen muss sich darauf einstellen, dass sich in einer dynamischen Welt Realitäten schnell ändern und Planungen komplexer werden. Dies erfordert ein hohes Maß an Agilität und einen stärkeren Fokus auf projektwirtschaftliche Strukturen.
Die digitale Transformation, mit seinen hochdynamischen Prozessen ändert die Anforderungen oft deutlich schneller, als das Leistungsprofil von Mitarbeitern angepasst werden kann. Bis die wesentlichen Strukturen und Prozesse aufgesetzt sind und sich bewährt haben, hilft oft die interimistische Unterstützung eines externen Managers.
Der Einsatz eines Interim Managers bedeutet für Unternehmen auch ebenfalls eine sehr kontrollierte Ausgabe. Sein Einsatz lohnt sich auf Dauer, denn sobald das Digitalisierungsziel erreicht ist, verlässt der Interim Manager das Unternehmen und verursacht damit nur Kosten, während man seine Dienste auch tatsächlich benötigt und in Anspruch nimmt. Seine Arbeit bleibt während seines Einsatzes durchgehend auf das Projektziel fokussiert und damit sehr effektiv.
Für Unternehmen kann es sehr hilfreich seine festangestellten Mitarbeiter vom Interim Manager weiterbilden oder anweisen zu lassen, wodurch diese die notwendigen Arbeitsmethoden auch nach seinem Weggang eigenständig umsetzen können. Mit einem langfristigen Plan dieser Art rechnet sich der externe Manager dann in mehrerlei Hinsicht - und er bringt dem Unternehmen sogar noch Vorteile, nachdem er das Unternehmen längst wieder verlassen hat.
Interimistische Managementleistungen gewinnen mehr und mehr an Bedeutung und während im Europäischen Ausland ihr Einsatz bereits sehr verbreitet ist, vollzieht sich nun auch in Deutschland ein Aufhol- und Flexibilisierungsprozess.
Eine Größenbeschränkung auf Konzerne, Mittelstand oder kleine Unternehmen ist nicht zu beobachten. Selbst im Umfeld des inhabergeführten Mittelstandes ist eine immer größere Zahl an Interim-Managern erfolgreich tätig.
Fazit
Menschliche Kreativität und künstliche Intelligenz werden unsere Zukunft bestimmen. Der Megatrend der Digitalisierung durchläuft alle unsere Lebensprozesse und bestimmt vor allem auch die Zukunft unserer Wirtschaft. Digitalisierung muss in jedem Unternehmen weiter vorangetrieben werden, wenn unsere Wirtschaft wettbewerbs- und leistungsfähig bleiben möchte. Je nach digitalem Reifegrad eines Unternehmens gibt es viele Herausforderungen, die sich nicht immer intern lösen lassen. Ein Interim Manager mit digitalem Know-how kann erste Weichen stellen, Risiken und Chancen aufzeigen, neue Methoden etablieren, Mitarbeiter einbinden, motivieren und die Visionen modellieren und strukturieren, so dass Unternehmen ihren Digitalen Transformationsprozess leichter bewältigen können.
Durch eine ganzheitliche Betrachtung von Strategie, Mensch & Kultur, Organisation, Prozesse & Methoden und Technologie kann die digitale Transformation erfolgreich gelingen. Ein Interim Manager kann ein enormer Beschleuniger für die digitale Unternehmensentwicklung sein.
Quellen:
Wikimedia Foundation Inc.
Business Insider Deutschland GmbH
Statista GmbH
Handelsblatt GmbH
DDIM - Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e.V.
AD GmbH
Tiba Managementberatung GmbH
ayway media GmbH
Photo by Giu Vicente on Unsplash