Frauen im Interim Management

 

 

Die Arbeit als Interim Managerin ist unter Frauen noch wenig verbreitet, jedoch verdient sie mehr Aufmerksamkeit, denn weibliche Führungskräfte bereichern das Interim Management.

Haben Frauen bereits erfolgreiche Karriere- und Führungserfahrungen machen können, ist der Weg in die Selbständigkeit durchaus sehr attraktiv. Vielen Managerinnen ist dieser Schritt vielleicht gar nicht geläufig und Unternehmen stoßen bisher auf zu wenig Angebot. 

Mit den folgenden 8 Thesen, die uns im Markt immer wieder begegnen, setzen wir uns näher auseinander und beleuchten unterschiedliche Aspekte zum Thema Frauen im Interim Management.

 

Der Interim Markt ist nichts für Frauen 

Diese Sichtweise ist nicht zeitgemäß und hier muss ein Umdenken stattfinden. Neue Anforderungen in den Unternehmen bringen auch neue Perspektiven, insbesondere eben auch für Frauen. Die digitale Transformation, der demografische Wandel und ein Fach- und Führungskräftemangel sprechen, je nach Ausbildung und Erfahrung, für den Einsatz von Frauen und Männern. Markt und Möglichkeiten sind deutlich flexibler geworden und so kann die Tätigkeit einer Interim Managerin für Unternehmen auf der einen, und Frauen auf der anderen Seite durchaus sehr attraktiv und gewinnbringend sein.

Auch in der Doppelrolle als Mutter und Interim Managerin kann eine große Attraktivität liegen. Die Arbeit als Interim Managerin bringt Abwechslung und neue Herausforderungen. So erfordert ein Mandat zeitweise den vollen Einsatz vor Ort beim Kunden und diese Zeiten müssen mit der Familie anders organisiert werden. Auf der anderen Seite bieten mandatsfreie Zeiten auch immer wieder die Möglichkeit, sich der Familienrolle wieder ausgiebiger zu widmen, z.B. auch mehr, als das in angestellten Tätigkeiten der Fall ist.

 

Es gibt zu wenig Frauen im Interim Management

Ja das ist definitiv der Fall. Weibliche Interim Manager sind eher selten. Schaut man sich die Mitglieder des Verbandes DDIM an, so findet man nur sehr wenige Frauen. Der typische durchschnittliche Interim Manager ist männlich und zwischen 46 und 60 Jahre alt. Der Frauenanteil der aktiven Interim Managerinnen liegt bei nur etwa 10%.

 

Der Frauenanteil im Interimsmarkt steigt

Ja und nein. Tendenziell wird der Interims Markt jünger und weiblicher. Jüngst stagnieren die Zahlen der weiblichen Interim Managerinnen jedoch bei den genannten etwa 10%. Man kann aber davon ausgehen, dass sich, genau wie in den Führungspositionen auch, der Anteil der Frauen im Markt in den nächsten Jahren erhöhen wird.

Erstens wird sich die Nachfrage, spezifisch nach Frauen als Führungskräfte und ihren besonderen Fähigkeiten erhöhen und zweitens werden sich auch die Frauen immer mehr zutrauen und herausfordernde Mandate übernehmen.

 

Frauen im Interim Management sind jünger als ihre männlichen Kollegen 

Ja, lt. Studien sind die weiblichen Interim Managerinnen jünger als ihre männlichen Kollegen. Frauen starten also jünger in die Aufgabe des Interim Managers und sind im Gegenzug in der Alterskategorie zwischen 61 bis 65 Jahre nur noch sehr wenig anzutreffen und im höheren Alter gar nicht mehr, während unter den Männern auch noch ein geringer Anteil über 70 weiterhin in der Branche arbeitet.

Bei den Interim Managerinnen stellt die Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen den Löwenanteil dar.

 

Interim Managerinnen gibt es nur im HR-Bereich 

Der HR-Bereich ist bei den weiblichen Interim Managerinnen tatsächlich der größte Einsatzbereich. Die Einsatzschwerpunkte bei Frauen und Männern laufen sehr auseinander. Die Interim Manager kommen im Grunde in allen Unternehmensbereichen zum Einsatz, vor allem jedoch in Produktion, IT, Controlling, Finanzen und Rechnungswesen, HR und im Vertrieb. Bei den Frauen liegt der Einsatzschwerpunkt tatsächlich, mit knapp zwei Drittel aller Mandate, im Bereich HR, im Marketing und in der IT, also lediglich in drei Unternehmensbereichen. Die restlichen Mandate finden in anderen Unternehmensbereichen statt, wie Finanzen und Rechnungswesen, Controlling, Einkauf, Vertrieb und Supply Chain und nehmen eine untergeordnete Rolle ein. Der Bereich Recht wird von den Interim Managerinnen fast gar nicht bespielt.

 

Frauen sollten bevorzugt mandatiert werden 

Klares Nein. Grundsätzlich sollte der Einsatz eines Interim Managers oder einer Interim Managerin völlig geschlechterunabhängig entschieden werden, denn es zählen die Qualifikationen und Verfügbarkeiten. Es gibt aber durchaus Interims Mandate, in denen eine weibliche Besetzung besonders interessant sein kann. Zum Beispiel sind 35% aller Interims Mandate vom Change-Management bestimmt.

Mit weiblicher Empathie, Geduld, Hands-on-Mentalität, Fingerspitzengefühl und Führungsstärke lassen sich Veränderungen oft sehr viel erfolgreicher umsetzen. In Umbruchsituationen erwarten Mitarbeiter Orientierung, Verständnis und ein gehört zu werden. Diese Softskills bringen Frauen von Natur aus oft schon sehr viel selbstverständlicher in ihre Arbeit ein, als ihre männlichen Kollegen. Herrscht also in Zeiten des Wandels sowieso schon Unruhe und Unsicherheit im Unternehmen, können die weiblichen Führungskräfte oft sehr viel besser durch den unsicheren Ausnahmezustand führen und Mitarbeitern Ängste und Sorgen nehmen. Weibliche Interim Manager können dazu beitragen, dass sich angespannte Situationen auch emotional für alle Beteiligten stabilisieren, auch stellen sie mitunter Werte in den Mittelpunkt, die im Trubel der Transformation unter den Tisch zu fallen drohen. Interim Managerinnen können mit ihrer weiblichen regulierenden Art, einen sehr wertvollen Wirkungsmechanismus erzeugen, der vielleicht heute oft noch unterschätzt wird.

 

Heterogene Teams sind der Trend, auch im Interim Management 

Auf jeden Fall. Heute werden Interim Manager/innen vor allem auch für die Arbeit in Projekten eingesetzt und ein Projekt funktioniert in der Tat sehr gut mit heterogenen Teams. Gemischte Teams mit Frauen und Männern profitieren von Synergieeffekten, die sich aus unterschiedlichen Sicht- und Arbeitsweisen ergeben. Eher männliche Eigenschaften, wie Durchsetzungsstärke, Risikobereitschaft und eine Fokussierung auf das Wesentliche, treffen auf eher weibliche Stärken, wie Teamfähigkeit, Empathie, altruistisches Verhalten und eine höhere soziale Verantwortung. Kombiniert man geschickt, lassen sich daraus gewinnbringende Ergebnisse erzielen. In der Heterogenität liegt die Kraft von Innovation, Effektivität und Perspektivenwechsel.

Wird die Auswahl für einen Interim Manager oder eine Interim Managerin getroffen, ist es also durchaus sehr sinnvoll, sich auch noch einmal die vorhandene Geschlechterverteilung im Unternehmen anzusehen und zu hinterfragen, welche Wirkung und Durchmischung mit dem Einsatz erzielt wird. Lt. einer Studie des Washingtoner Peterson Instituts aus 2016 ist mit einer guten Geschlechterdurchmischung, also auch einer erhöhten Anzahl weiblicher Führungskräfte auf mittlerer und oberer Leitungsebene, ein höherer Ertrag zu erwirtschaften. In Form einer Faustformel wurde errechnet, dass bei 30% mehr weiblicher Managerinnen die Profitabilität um 15% steigt. Ergänzt man männliche und weibliche Sichtweisen, ergänzen sich auch Lösungsstrategien und bereichern die Performance. All das bringen Frauen auch im Interim Management zugunsten ihres Mandanten ins Spiel.

 

Interim Managerinnen verdienen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen 

Die Verdienstunterschiede sind da, sie fallen jedoch nicht so gravierend ins Gewicht, wie das in den angestellten Führungspositionen der Fall ist.  

Während der Gender Pay Gap gemessen durch das Statistische Bundesamt im Jahre 2020 über alle Berufsfelder hinweg etwa 18% betrug, ist der Unterschied bei Männern und Frauen in den festangestellten Führungspositionen noch ungünstiger für die Frauen. Im Interim Management beträgt der Gender Pay Gap etwa 10% und fällt damit deutlich weniger gravierend ins Gewicht. Auch dieser Aspekt könnte die Arbeit der Interim Managerinnen für Frauen positiv beeinflussen, denn ihre Tätigkeit wird deutlich attraktiver vergütet, als das in den festangestellten Tätigkeiten der Fall ist.

 

Quellen:

Kompetenzmagnet GmbH & Co. KG

She works! Magazin Jan. 2020

Ludwig Heuse GmbH, Interim Management-Markt-Studien 2020 und 2021

F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH, Redaktion Personalwirtschaft

Statistisches Bundesamt

 

Foto: @Hans Hoyer