Misserfolge



In der Presse liest man von sehr vielen erfolgreichen Gründergeschichten. Sie prägen unser Bild der Start-up-Szene massiv. Es geht hier oft um Millionenbeträge, Gründerpersönlichkeiten gefeiert wie Stars und alles spielt sich natürlich ganz international ab.

In der Realität relativieren sich diese Eindrücke jedoch. Den Punkt, an dem es nicht mehr weiter geht, kennen durchaus sehr viele Gründer und Investoren. Wir berichteten selbst von einem Fall im letzten Jahr.
 
Tatsächlich scheitern mehr als 80% aller Start-ups innerhalb von drei Jahren. Die drei Hauptgründe sind neben fehlender Nachfrage für die Produkte und Leistungen, wenig Cash und vor allem Probleme im Team. Letzter Punkt sorgt sogar mit 70% für den häufigsten Grund fürs Scheitern, weil ein Team eben doch nicht zusammenpasst. (www.gruenderpilot.com/wie-viele-startups-scheitern)
 
Fehlschläge sind aber auch eine Chance für das Beenden einer sehr schwierigen Situation und den Neuanfang unter den gemachten Erfahrungen. Auch „weil man gezwungen ist, sich gründlicher mit sich und den Verhältnissen zu beschäftigen.“ „Misslingen selbst kann sogar ein Motor sein.“ „Es ist nicht nur die Vorform des Gelingens – wie die fail forward-Philosophie des Silicon Valley uns weismachen will –, sondern eine eigene Lebensform. Wie sonst wäre die Allgegenwart des Scheiterns zu erklären – und die Allgegenwart des Weitermachens?“
(www.zeit.de/2014/01/scheitern-misserfolg)

Die Gedanken zu diesem Thema sind angestoßen durch einen facebook-Post, auf den wir in der letzten Woche gestoßen sind. Das Start-up Kleiderei Hamburg lernten wir 2015 kennen und unterstützen mit zwei Darlehen und einem Pull-Optionsvertrag. Wir entschieden uns später für unsere Put-Option und investierten nicht weiter. Nun aber zurück zum Post. Hier schildern die Gründerinnen ihren Usern mit sehr viel Ehrlichkeit das eigene Ende im letzten Jahr. Der Post berührt und macht Mut, auch über das Scheitern zu sprechen und einen Neuanfang zu wagen. In diesem Fall war es sicher ein sehr gefragtes Thema, auch ein gutes Team und ein längerer Atem, als das dies in den oben geschilderten 80% der Fall ist. Und doch reichte es am Ende scheinbar nicht aus, um nachhaltig weiter machen zu können. Wir finden den Umgang mit der Situation wirklich vorbildlich. Wir wünschen den Gründerinnen sehr viel Kraft und Erfolg für Ihre neuen Projekte.
 
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