Weniger Getränke



Longneck-Flaschen und warum wir uns in Teilen von Getränke-Start-ups verabschieden.

Unser erstes Quartal 2017 war geprägt von der Prüfung vieler neuer, innovativer und kreativer Food-, Getränke- und Gastronomie-Start-ups. Einige Start-ups haben wir selbst angesprochen, andere empfohlen bekommen oder sie sind selbst an uns herangetreten. Darunter waren außergewöhnlich viele Getränke-Start-ups.
 
Die Produkte haben uns durchweg sehr gut gefallen. Sie waren, trotz der großen Anzahl Wettbewerber, überwiegend innovativ, lecker und ansprechend. Wir haben starke Gründerteams kennengelernt, darunter auch einige mit Branchenerfahrung und einer großen Packung Hands-on-Mentalität.
 
Auf der anderen Seite waren die Vorstellungen zu Unternehmenswerten oft sehr hoch. Wir glauben, dass Positivbeispiele wie Lemonaid, Fritz Cola und Bionade der Grund für diese hohen Bewertungen waren.

 
Der Trend geht hin zu Erfrischungsgetränken, Mixbieren, Cidern und Craftbieren und weg von stark alkoholischen Getränken. Wir glauben allerdings, es wird keine zweite „Bionade“ geben. Stattdessen werden sich weiterhin viele Marken in den Getränkeregalen nebeneinander tummeln und Verkaufsflächen gegeneinander austauschen. Auch die Produktlebenszyklen werden kürzer werden.
 
Der Wettbewerbsdruck ist einfach gigantisch. Der Markt ist umkämpft von den vielen neuen Marken und Geschmäckern. Die Produkte sind durch die Verwendung sehr ähnlicher Flaschen, meist der Longneck-Flasche, absolut vergleichbar. Auf eine völlig andere Verpackung auszuweichen ist kaum möglich, da die Abfüller von Getränken technische Vorgaben haben und das Pfandsystem berücksichtigt werden muss. Diese Parameter zu verändern, ist kaum bezahlbar.
 
Der Preisdruck ist dadurch, dass die Getränke in ähnlichen Flaschen alle nebeneinander verkauft werden, unglaublich hoch. Verkaufspreise von max. 2,00 € brutto für 0,33l Flaschen konkurrieren mit Preisen von teilweise deutlich unter 0,80 €. Es gibt kaum ein Argument, warum ein Start-up-Getränk teurer als 2,00 € brutto im stationären Handel sein darf.
 
Nachdem der stationäre Handel oder auch die Gastronomie mit ihren Margenerwartungen verdienen, bleibt dem Start-up nur ein geringer Deckungsbeitrag pro Artikel. Die Konsequenz ist, dass ein Start-up große Mengen umsetzen und damit sehr große Warenströme vorfinanzieren muss.
 
Den Online-Handel mit Szene-Getränken sehen wir als zu vernachlässigen. Schaut man sich das Kaufverhalten von Kunden an, so ist das Getränk eher ein Mitnahmeartikel oder zum Sofortverzehr bestimmt. Weniger ist es ein Produkt, das man sich im Internet bestellen wird. Die Versandkosten sind bezogen auf den Produktpreis auch zu hoch. Damit besteht eine hohe Abhängigkeit vom stationären Handel und der Gastronomie und der Vertrieb muss kostspielig und zeitintensiv flächendeckend aufgebaut werden.
 
Wir suchen schnell skalierbare, damit auch onlinefähige Produkte und tendenziell auch mehr und mehr digitale Produktideen.
 
Wir freuen uns weiter über spannende Getränke-Start-ups, die folgende Kriterien erfüllen: Innovatives Produkt, schnelle Skalierbarkeit, online handelbar, hohe Stückpreise, hohe Margen.

Getränke in der Longneck-Flasche werden wahrscheinlich nicht dazu gehören.

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